Skippertricks
Es scheint logisch und dennoch vergessen die meisten Seglerinnen und Segler, vor allem, wenn diese unerfahren oder nur gelegentlich an Bord einer Segelyacht sind, daß eben diese Segelyacht ein kleiner eigener Kosmos ist: ein schwimmendes Fortbewegungsmittel mit Betten... nicht gar so falsch ist der Vergleich mit Wohnmobilen oder Familienpensionen, nur eben auf dem Wasser.
Wasser und Wind sowie einige lokale oder technische Besonderheiten machen es notwendig, sein eigenes Verhalten gegenüber dem, was man zu Hause gewohnt ist, anzupassen.
Der erfahrene Skipper wird seine Crew nach erfolgter Yachtübernahme zusammenholen, und einige elementar wichtige Verhaltensregeln ebenso freundlich wie dringlich zu vermitteln suchen. Es trägt erheblich zum Bordfrieden und dem Gelingen eines Segeltörns bei, wenn der Skipper seine Crew hier nett aber bestimmt einweist, und diese aufmerksam zuhört, um die erhaltenen Infos auch während des Törns umzusetzen.
In den allermeisten Fällen kühlt der prima, er kommt nur nicht nach!
Man sollte unbedingt vorgekühlte Flaschen kaufen, und außerdem unten einen oder 2 große Eiswürfelpacks reinlegen. Dann den Kühlschrank nicht so vollpacken und wenn man etwas herausnimmt, die Türe oder den Deckel nicht offen lassen, sondern sofort wieder schließen. Dann das Getränk in ein Glas und sofort die noch kühle Flasche wieder rein ind en Kühlschrank! Die ist sonst in wenigen Minuten brühwarm und der Kühlschrank schafft es nicht, die Getränke so schnell wieder kalt zu bekommen! Ergebnis kann dann eine überlastete Bordstromversorgung sein, und nachts fällt dann der Kühlschrank mangels Strom tatsächlich aus.
Eine der am Häufigsten reklamierten Ausfälle betrifft das Bord WC. "Landratten", aber auch viele durchaus erfahrene Segler, machen sich keine bis wenig Vorstellung, dass man ja - im Gegensatz von zu Hause - an Bord (wie übrigens fast überall in südlichen Ländern) keine sehr breiten Fallrohre hat, sondern nur etwas mehr als daumendicke Schläuche, durch welche Sämtliches, was im Bord-WC landet, nun durchgepumpt wird.
Fatal sind dabei alle Dinge, die verklumpen können, also Toilettenpapier, oder sowieso verstopfen, wie z.B. Tampons.
Ins Bord-WC kommt nur, was vorher gegessen und getrunken wurde!
ALLES andere, auch Essensreste, gehören in einen Müllbeutel.
Nun sagen gerade Frauen manchmal, wie eklig ein gebraucher Tampon oder ein Kondom im Müllsack sei.
Da fragen wir sie mal:
wie eklig ist es, wenn der Skipper den Schlauch vom Bord-WC oder Fäkalientank abschrauben muss und bis über beide Ellenbogen in Fäkalien herumwühlen muss, um die Ursache der Blockage zu beheben?
Da man bei Charterschiffen natürlich nie weiß, ob die vorherige Crew das ordnungsgemäß gemacht hat, sollte man - wo möglich - zu einer Absaugstation fahren bzw sofort nach dem Auslaufen mit reichlichst Wasser (100x pumpen) den Fäkalientank oder das Abflussystem durchspülen.
Notfalls kann man dann wieder Einlaufen und die Basis repariert das sofort - besser, als den ganzen Urlaub Stress mit dem Klo ist das sicher!
Aus Umweltschutzgründen sollte man auf "harte Mittel" wie Abfluss-frei usw. verzichten, zumal viele solche Mittel die Schläuche zersetzen können.
Besorgen Sie sich im Supermarkt am Besten mittelgroße Müllbeutel oder Frühstückstütchen - da kann man wunderbar die Dinge reintun, zubinden, fertig.
Und wenngleich angeblich elektrische Yacht-WCs mit Häcksler alles vertragen: wo möglich sollte man wirklich nichts Anderes ins Klo werfen, als oben beschrieben
Ein weiteres Problem sind oft schwergängige oder nicht absaugende oder elend quietschende Pumpen. Hier hilft ein wenig Spüli oder etwas Speisöl. Die oberen 4 Schrauben beim Pumphebel etwas lockern oder abschrauben und etwas Spüli oder Öl reintröpfeln - für einige Tage ist Ruhe, dann muss man es erneut schmieren.
In südlichen Ländern gibt es eine Menge Getier, welches wir hierzulande nur höchst selten zu Gesicht bekommen. Da spaziert eine Ratte quietschvergnügt die Kaimauer lang, eine Kakerlake raschelt mitten durch die Taverne oder ein Wespenschwarm möchte mitsegeln. Eine gewisse Schmerzfreiheit und Toleranz gehört also zum Segeln dazu, aber dennoch will man diese Tiere nicht an Bord haben.
legen ihre Eier bevorzugt in Pappkartons. Daher niemals Pappkartons an Bord lassen, sondern sofort nach dem Auspacken wegbringen, und zwar ALLES!
Eine weitere Methode, sein Schiff mit Kakerlaken zu bevölkern ist, auf eine draufzutreten, wenn man eine sieht. An der Schuhsohle kleben dann tausende Kakerlakeneier, die sich bald in eine Kakerlakeninvasion verwandeln. Daher bitte
NIEMALS auf eine Kakerlake drauftreten.
Sie schaffen es eh nicht, die auszurotten, also lassen sie die einfach ihres Weges gehen.
Gegen einzelne Kakerlaken helfen Kakerlakenfallen oder Backpulverköder, bei stärkerem Befall wird man um eine Ausgasung der Yacht nicht herumkommen.
Man sieht sie häufig an Hafenmauern herumhuschen. Und sie sehen uns. Und was wir da alles Leckeres an Bord haben. Wäre ich eine Ratte, würde ich auch gerne Mitnaschen.
Ratten sind wahre Akrobaten und erreichen das Cockpit der Yacht über die Festmacherleinen oder eine nicht hochgeklappte Gangway (die bevorzugen die Mäuse). Manche schwimmen sogar.
Wenn man die Gangway jedesmal hochklappt, blockiert man diesen Zugangsweg.
Die Festmacherleinen lassen sich einfach mit aufgeschnittenen Wasserflaschen über die Festmacher gestülpt absichern - Vosicht: nicht mir Klebeband sichern, denn an dieser rauhen Fläche können sich die Ratten wieder gut festhalten und klettern gemütlich über die Flaschen drüber.
Evtl. kann man auch Rattenschutzplatten mitnehmen, die gibt es im nautischen Fachhandel und die werden auf die Festmacher aufgesteckt. Hier kann man die Rattenabweiser bestellen
Hat man Ratten bereits an Bord, ist guter Rat teuer. Da die Ratten alles annagen, kann das sehr gefährlich werden - elektrische Kabel schmecken ja besonders lecker.
Vergiften ist keine Lösung, denn eine vergiftete, sterbende Ratte oder Maus zieht sich in einen versteckten Winkel zurück, und beginnt dann zu verwesen, das stinkt recht unangenehm und manchmal ist es sehr schwer, die Rattenleiche überhaupt zu finden. Außerdem zieht die tote Ratte oder Maus anders Ungeziefer an. Besser sind Rattenfallen. Da muss man halt aufpassen, dass man nicht versehentlich selbst reintritt oder reingreift, denn das tut sehr weh...
Wir hatten mal eine mittelgroße Ratte an Bord, die wir mit List und Tücke in die Spüle lockten, von dort in einen Eimer, aber dort entkam sie im Cockpit, und wollte direkt zurück ins Schiff, wir hatten zum Glück den Niedergang verschlossen. Da sie auch immer wieder an Bord schwimmen wollte, als wir Sie in Richtung Ufer brachten, haben wir sie am Ende ertränkt, dabei haben wir gesehen, wie energisch sich diese intelligenten Tiere wehren.
Der erfahrene Skipper und seine erfahrene Crew wird Vieles, was hier beschrieben wird, aus früheren Törns noch erinnern, dennoch ist es gerade für Gelegenheits- und Urlaubssegler immer wieder hilfreich, die besonderen Gegebenheiten an Bord einer Yacht nochmals Revue passieren zu lassen.
Eine Yacht bewegt sich, vor Allem legt sie sich zur Seite, wenn gesegelt wird.
Daher muss alles, was herunterfallen kann, gesichert werden, Schapps, also Schranktüren gehören geschlossen, oft kann man die auch verschließen, damit die nicht aufgehen und sich der Inhalt des Schrankes im Schiff verteilt.
Beim Segeln kann man es nicht gebrauchen, wenn man über irgendwelche Dinge hinübersteigen muss, oder die auf die Seite räumen muss, um z.B. ein schnell benötigtes Ersatzteil oder Werkzeug zu holen.
Daher ist vor dem Ablegen unbedingt darauf zu achten, dass "Klar Schiff" sowohl auf Deck (da guckt der Skipper), wie unter Deck (da guckt die Crew) herrscht.
"Klar Schiff" bedeutet, dass alles dort ist, wo es IMMER hingehört.
Man sollte in einer Yacht alles jederzeit "blind" finden und nicht suchen müssen.
stehen auch in südlichen Ländern unter Naturschutz.
Vermeiden Sie alles, was süss ist an Deck, und trinken Sie keine Säfte oder essen Sie möglichst nichts.
Keinesfalls sollten Sie Getränke aus Dosen zu sich nehmen - nicht selten sterben auch Segler an Wespenstichen im Rachen, da hilft Ihnen in einer einsamen Bucht niemand! (oder Sie erlernen und üben die Notfallmaßnahme des Luftröhrenschnittes...)
Ganz verhindern kann man neugierige Wespen kaum, daher muss man versuchen, ihre Neugier nicht zusätzlich anzustacheln und den Aufenthalt unangenehm zu machen.
Die gerne benutzte Methode, die Arbeiterinnen mittels vergiftetem Fleisch als Trojanische Pferde zu mißbrauchen, um die Königin und die Brut zu vergiften, ist erstens verboten und zweitens wird das auch immer seltener gemacht, weil die auch dort befindliche Bienenpopulationen ebenfalls gefährdet sind.
Es gibt einige Gebiete, da kann man nicht ankern, weil sofort Hunderte von Wespen sich über das Schiff hermachen. Da bleibt nur Ablegen und weit rausfahren.
Um Wespen zu vergaulen hilft ein kleines Schälchen mit brennendem Kaffeepulver. Das Pulver sollte man von zu Hause mitbringen, der billigste Supermarktkaffe ist ideal.
Wenn man es anzündet, entwickelt sich ein aromatischer, für uns durchaus erträglicher Rauch, der die Wespen - bei Windstille - auf Distanz hält. Wenn es etwas windig ist, verweht die Rauchfahne und die Wespen sind wieder da.
Vorsicht - Kaffeepulver brennt sehr gut, und man sollte es nicht irgendwo an Land schütten, weil man denkt, es geht eh gleich aus! Immer mit Wasser vollständig löschen.
Nicht nach Wespen schlagen - diese senden sonst sofort ein HILFE-Signal an die befreundeten anderen Wespen und dann wird es erst recht unangenehm .
Wenn Sie auf eine Wespe schlagen, dann nur, wenn Sie sicher sind, diese sofort tödlich zu erwischen.
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