Kollision

Kollision

gesunkene Yacht Wrack am Ufer

Es war ein herrlich warmer Sommertag, und wir waren mit unserer 13m Segelyacht auf dem Weg von Rhodos nach Karpathos.

Eine laue Brise schob uns mit 5 kn halbwinds auf Anliegerkurs Karpathos-Stadt dahin. Ruhe an Bord.

Alle sonnten sich oder dösten.

Auch ich als Skipper hing entspannt hinter dem Steuerrad und freute mich auf den bevorstehenden Abend in einem der schönen und leckeren Lokale auf Karpathos.


Plötzlich hörte ich hinter mir ein Rauschen und rhytmisches, tiefes Klopfen mit Brummen.

Ich drehte mich um und mein Herz blieb fast stehen.

Unbemerkt hatten wir den Kurs eine großen Frachters gekreuzt, der nun nur wenige Meter hinter uns durchfuhr....

Wären wir nur etwas langsamer gewesen, hätte der uns zermalmt.

Wir hätten alle tot sein können

Glück gehabt... und was Essentielles gelernt!

Ich hatte als Rudergänger nicht auf die Umgebung geachtet... der Frachter war sehr schnell von E aufgekommen und hatte in kurzer Zeit unserer Kurslinie erreicht.


Ich weiß nicht, ob er uns gesehen und ausgewichen ist, oder ob er uns auch nicht gesehen hatte, was durchaus wahrscheinlich ist, denn Frachter fahren oft mit Autopilot und häufig ist der Steuermann mit Anderem beschäftigt, als nach Segelbooten Ausschau

zu halten, die nicht auf Kollisionsgefahr achten.

 

Was kann man präventiv tun?

Frachter fahren sehr schnell und es ist daher unabdinglich, sich ständig und möglichst unterbrechungsfrei umzusehen und eventuellen Kollisionsgefahren durch rechtzeitig eindeutiges Ausweichen zu begegenen.

Besonders gefährlich ist die eigene Fahrt unter Autopilot - schnell nicht man ein und das Schiff fährt seinen Weg.

Sobald der eigene Autopilot eingeschaltet wird, sollte, nein: MUSS man unbedingt jemanden fest beauftragen, Ausguck zu halten!

Eine Kunststoffyacht wird vom Radar der Grossschiffe oft nicht erfasst, kleine Yachten haben oft kein Radar bzw. man muss den Warnton auch explizit einstellen.

Kaum jemand hat bereits AIS (Info zu AIS hier lesen) an Bord, weder passiv als Warnsignal, noch aktiv als Positionssender.

Tip: heute haben die meisten Handies eine dauerhafte (Mobilnetz) Internetverbindung mit ausreichend Bandbreite und Datenvolumen, und so kann man sich auch online informieren: www.marinetraffic.com

Ungeachtet dessen hilft nur: ein Crewmitglied wird (reihum) verantwortlich eingeteilt, Ausschau zu halten.

Denn es sind ja nicht nur querende Frachter, die gefährlich werden können:

  • andere Segel- oder Motoryachten, wobei vor allem Letztere auch sehr schnell auftauchen können
  • militärische Schiffe, Flottenverbände oder auch plötzlich auftauchende U-Boote
  • in Ufernähe nach Unwettern treibende Baumstämme oder anderes Treibgut
  • Untiefen und Klippen, die man in der Karte nicht sah oder falsch lokalisierte

vor allem auf Atlantik- oder Pazifikpassagen, weniger im Mittelmeer

  • treibende Container
  • schlafende Wale
  • andere Yachten, die man gar nicht so selten sieht oder "trifft"
  • und natürlich auch sonstiges Treibgut

"Eigentlich" hatten wir als Segelfahrzeug vor einem Motorfahrzeug "Vorfahrt".

Andererseits wird dieses Vorfahrtsrecht bei der Grossschifffahrt eigentlich immer zu Gunster der weit schwerfälliger zu manövrierenden Grossschiffe ausgelegt.

Es ist auch müßig, anhand der Kollisionsverhütungsregeln (Nachzulesen bei Wikipedia hier) zu debattieren, ob der  Frachter als Motorschiff gegenüber einem Segelschiff hätte Ausweichen müssen oder wir.

Hätte der uns "erwischt", wären nicht mal Kratzer am Rumpf des Frachters von uns übriggeblieben.

Und das kann jedem passieren, eben gerade in Fahrgebieten mit weniger häufigem Verkehr, weil man dann auch nicht damit rechnet.


Gelernt haben wir (alle an Bord!) : man muss immer auf der Hut sein und ein aufmerksamer Ausguck ist lebensnotwenig!