Skippertricks
Der Anker ist ein wesentliches Sicherheitsintrument an Bord einer Yacht - soll er doch die Yacht irgendwo in einer Bucht oder einem Hafen vorne festhalten.
Offensichtlich haben aber viele Freizeitkapitäne und auch ihre Crew keine oder eine falsche Vorstellung davon, was der Anker "macht", wenn er erst einmal unter der Wasseroberfläche verschwunden ist und den Boden erreicht.
Für alle, die bereits in einem Hafen oder einer Bucht liegen, ist das Anlege- bzw. Ankermanöver einer neu einlaufenden Yacht eine gerne beobachtete Abwechslung, das berühmte Hafenkino, bei dem die besten Kapitäne auf der Kaimauer oder dem Nachbarschiff sitzen..
Aber nicht selten sind die Ankermanöver auch Grund, sich über die Sicherheit der eigenen Yacht Gedanken zu machen, denn wenn jemand seinen Anker nicht "richtig" einfährt, nämlich so, daß der auch WIRKLICH hält, kann es bei drehendem oder zunehmendem Wind gefährlich werden, wenn derer Anker slipt und dann womöglich der eigene Anker rausgerissen wird - da Winddreher und Fallböen eher Nachts auftreten, ist das nochmal extra unangenehm bis gefährlich.
Daher sollte man sich einmal ausführlich it dme Ankergeschirr und seiner Handhabung befassen.
Oft kann man sehen, wie fein säuberlich 40 oder mehr Meter an Ankerkette ins Wasser auf einen Haufen gelegt werden - hält schon....
Spätestens, wenn etwas Wind aufkommt, stellen diese Skipper dann fest: hält leider doch nicht .
Dabei hatte das "Ankermanöver" so schön geklappt und so toll ausgesehen.
Es war nur leider falsch ausgeführt.
Das ist für den Beobachter der bereits verankerten Yacht nur solange lustig, wie sich die Ankerkette des offensichtlich nicht eingefahrenen Ankers nicht über die eigene legt, denn schnell ist duch den slippenden Anker der anderen Yacht der eigene Anker ausgebrochen und dann muss man neu ankern oder läuft Gefahr, sein Schiff zu beschädigen.
Stress ist dann unausweichlich.
Dennoch besteht kein Grund, sich so hysterisch und mit kippender Schreistimme dem neuen Nachbarlieger empört vorzustellen, wenn man weiß, dass dieser "richtig" geankert hat.
Der erfahrene Skipper wird sich schon vor dem Einlaufen in die Bucht oder den Hafen darüber anhand der Hafenhandbücher informiert haben, auf welchen Ankergrund er treffen wird.
Theoretisch gibt es für jeden Ankergrund einen idealen Ankertyp, aber man wird selten den Anker wechseln wollen oder können.
So haben die meisten Yachten nur einen Anker an Bord, aber den gilt es nun optimal einzusetzen, damit er die Yacht auch hält.
Je nach Ankergrund muss man mit unterschiedlichen Bedingungen rechnen
Anker gräbt schlecht ein, Gefahr, dass er sich hinter einem Krautbüschel eingräbt aber nur durch dieses gehalten wird, solange nicht viel Zug kommt.
Bei Krautböden ist außerdem in Spanien und Kroatien auf Naturschutzbestimmungen zu achten - da die Anker den Boden durchpflügen, zerstören sie die empflindlichen Seegraswiesen. Daher ist dort oft Bojenbenutzung vorgeschrieben (meist kostenpflichtig). Siehe hier z.B. für die Balearen Lifeposidonia
gräbt gut ein, hält aber oft schlecht
wie Sand, wenn größere Steine evtl. besser
hält gut
hält gut, aber Gefahr, dass der Anker verkantet, sich verhakt und nicht mehr aufzuholen ist, unbedingt Tripleine verwenden und vermeiden, auf zu großer Wassertiefe zu ankern, damit man notfalls noch runtertauchen und den Anker freiziehen kann.
Meist genügt es, wenn man in Gegenrichtung der vorherigen Zugrichtung fährt und dann per Tripleine den Anker ausbricht.
hält gut
Vorteil, dass man viel Kette in flachem Winkel zum Anker stecken kann
Vorteil bei Heckleinen zum Land, Anker hält meist sehr gut,
beim Schwojen Gefahr, dass der Anker sich bei einer Schiffsdrehung wg Windrichtungswechsel löst
Wenn es nicht relevant ist, an einer bestimmten Stelle zu ankern (Nähe zum Strand, Taverne), kann man auch folgende Methode nutzen:
Wenn der Anker nicht greift, liegt er entweder auf dem Rücken oder - wahrscheinlicher - findet keinen Halt. Gerade der CQR-Anker kann evt. eingefahren werden. Dazu mit voll ausgegebener Kette solange in der Bucht rückwärts fahren, bis er hält. Manchmal gräbt er sich dann ein oder findet Halt hinter einem Stein o.ä.
Das kann bei anderen bereits liegenden Yachties zu Kopfschütteln führen, aber das feste Verankern der eigenen Yacht hat oberste Priorität, denn es ist ja unsinnig, ein scheinbar schönes Manöver zu fahren, aber der gewünschte Effekt, nämlich eine sicher durch den eingegrabenen Anker gehaltene Yacht, wird nicht erreicht, und womöglich nachts führt dies zu hektischen und gefährlichen Ankermanövern, die dann sicher auch nicht besser gelingen, als tagsüber!
Gerade in südlichen engen Häfen oder auch in Buchten kann es vorkommen, dass sich 2 oder mehr Ankerketten kreuzen und dann einer derjenigen, die Ablegen, seinen Anker nicht hochholen kann, weil auf diesem die schweren Ankerketten der Nachbarlieger lasten.
Dieses Manöver sollte man daher unbedingt aus dem FF beherrschen, um auch in einer kniffeligen Situation souverän das Problem zu lösen.
Zunächst ist eine ca. 2-3m lange Leine am Bug bereitzulegen.
Und dann bewahrt man Ruhe - da man ja verhakt ist, kann man alles in Ruhe machen, es besteht keinerlei Grund zu Hektik oder Gerenne. Evtl. muss man mit sanften (!) Motor-Schubsern das Schiff von anderen Yachten oder Gefahren fernhalten. Das geht ganz in Ruhe, notfalls per Fender und etwas Schieben.
Dann holt man den Anker soweit auf, wie das möglich ist - manchmal ist das schwierig, wenn die Ankerkette der anderen Yacht zu schwer ist.
Der betroffene Yachteigner muss seine Ankerkette lösen, evtl. Eindampfen in seine Heckleinen. Es darf kein Zug oder Druck mehr auf seiner Kette lasten.
Wenn der Anker oben ist, hängt eine oder 2 Ketten in der Flunke.
Manchmal genügt ein Tritt (nur mit Schuhen!) oder etwas Gefummel mit dem Bootshaken, meist aber ist das Gewicht zu groß.
Vorsicht! das Gewicht ist groß und der Zug sehr stark! Man würde unweigerlich mit unter Wasser gezogen, wenn man sich unglücklich verhakt!
Nun fädelt man die bereitliegende Leine UNTER der verhakten KETTE durch (nicht am Anker ziehen, das geht nicht), und belegt beide Ende kurzstag.
Das Schiff hängt also nun an der eigenen leine und der Kette des Anderen.
Nun lässt man den eigenen Anker ca 1-2m ab, dadurch fällt der aus der verhakten Kette heraus und kann eingeholt werden.
Der Steuermann geht ans Ruder, und checkt das Umfeld, wenn alles klar ist (keine Fähre im Anmarsch, kein anderer Yachtie im Ablegestress...) gibt er Kommando, am Bug wird die Halteleine der anderen Kette auf einer Seite gelöst, diese Kette fällt ins Wasser, das Boot ist frei und kann Auslaufen. Der betroffene Nachbarlieger holt seine Kette wieder dicht und kann den Motor wieder ausmachen.
1. falls es geht, eine kleine Runde in der Bucht drehen und den Ankergrund ansehen - bei 3-7m Wassertiefe geht das in den meisten Mittelmeerbuchten, in Häfen ist es wurscht, da ist eh Schlamm und Müll, der hält immer.
2.) Yacht langsam in Richtung des vorgesehenenen Ankerwurfplatzes steuern - dabei die Ankerkette und Platz nach hinten einkalkulieren
3.) gegen den Wind hinsteuern, Ankernuss auf "handwarm", den Anker vorfieren, damit er durch Lösen der Ankernuss ausrauschen kann
4.) langsam Aufstoppen und Rückwärtsgang rein, Dreheffekt austarieren
5.) sobald das Schiff beginnt, rückwärts zu fahren, wird die Ankernuss gelöst, der Anker fällt ins Wasser und die Kette rauscht aus.
Alternativ kann man auch mit vielen Systeen die Kette langsam ablassen, dann muss man sich vergewissern, wie tief das Wasser ist, damit man genügend Kette gibt, und nicht zu wenig, da sonst der Anker gleich wieder ausbricht.
Merke: Kette kostet nichts extra, und meistens ist "mehr Kette" die beste Wahl!
6.) weiter rückwärts fahren
7.) Ankernuss/-bremse nach ca. 2-3 x Wassertiefe per Hand festziehen - der Anker sollte nun greifen, und die Kette sich gerade nach oben ziehen
8.) Sobald dies bemerkt wird, die Kettennuss wieder öffnen und die restliche Kette geben
9.) wenn der Anker greift, bemerkt man das durch einen kräftigen Ruck von vorne und daran, dass der Bug sich stabil verhält, die Ankerkette ist straff
10.) ruhig mit 1800 - 2000 rpm. Zug auf Kette und Anker geben - der soll schließlich auch nächtliche Böen und womöglich starken Wind, der unerwartet aufkommt, auch halten.
11.) Slippt der Anker, Kette einholen und Manöver so lange wiederholen, bis er hält
ab 4: rückwärts in Richtung Lücke fahren.
Tip: wenn man zu wenig Fahrt im Schiff hat, also zu langsam fährt und dann hilflos wie wild Gas gibt und rausnimmt, passiert nichts bzw zu wenig!
Das Schiff fährt nur, wenn die Schraube auch Anströmung erzeugen kann!
Daher nicht wie wild am Gashebel herumreissen, sondern einmal ausreichend (!) und kontinuierlich Gas geben und dann zügig (nicht rasen) und stabil auf die angepeilte Lücke zusteuern.
Nicht zu früh das Gas raus, auch, wenn andere "langsamer" schreien - solange Sie Fahrt im Schiff haben, können Sie steuern.
Wenn es langsamer werden soll, genügt das gefühlvolle Herausnehmen des Gas, oder ein beherzter (nicht hektischer) Gegenschub, und die Yacht bleibt stehen!
Denken Sie aber daran: sobald die Yacht steht, zieht vorne das Gewischt der Kette die Yacht wieder aus der Lücke raus. Halten Sie also möglichst lange und stabil Rückwärtsfahrt im Schiff.
5.) bei ca. 3 - 2 1/2 Bootslängen (je nach Wassertiefe) Kommando Anker raus
6.) hat das Heck der Yacht den vorderen Bereich der Nachbaryacht erreicht, Ankernuss festziehen
7.) Anker muss das Schiff jetzt halten (sonst abbrechen, Anker
rein, neu machen)
8.) langsam jeweils soviel Kette geben, bis das Heck am Kai angekommen ist. Da man das von vorne, gerade als wenig erfahrener Segler, nicht so gut bis hinten sehen oder hören kann (und man Geschrei vermeiden sollte), kann man sich am Nachbarlieger orientieren - wenn der ähnlich groß ist, sieht man ja, ob hinten noch Platz ist.
9.) hinten wird Heckleine übergeben und belegt.
10.) Skipper legt Vorwärtsgang ein und hält das Schiff so von der Kaimauer weg, tariert die Heckleinen bzgl. Gangwaylänge.
11.) dann wird vorne die Kette durchgesetzt.
Fertig...
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